Eine einfache Aufgabe

Bei einem Teamworkshop sollte mit einer Seminarübung Diskutieren geübt werden. Wir sollten uns folgendes Szenario vorstellen:

In einem stillgelegten Bergwerk wurde eine Touristengruppe von samt Höhlenführer verschüttet. Der Raum, in den sich die Gruppe gerettet haben, wird in 3-4 Stunden voll Wasser sein.
Ein Bergungsteam kann über einen Rettungsschacht pro Stunde eine Person bergen. Damit ist klar, dass mindestens zwei Menschen nicht zu retten sind.

Die Aufgabe war die Reihenfolge anhand der beigefügten Lebensläufe zu bestimmen, in welcher die 6 Menschen gerettet werden sollten.

Touristenführer
männlich, hauptberuflich Bankangestellter, 31 Jahre alt
verheiratet, Kinder (1 und 2 Jahre alt)
Er hat vor, kurzem ein Haus gebaut (keine Risikolebensversicherung)
Er führte bisher ein rechtschaffenes und unauffälliges Leben in einem 200 Seelen Dorf
Damit er sich bei seinem und dem schmalen Gehalt seiner Frau das notwendige Eigenkapital für seine Baufinanzierung leisten konnte, hat er seine Bank um etwa 45.000 Euro betrogen
Der Betrug ist bisher nicht aufgeflogen
Getrieben von seinem schlechten Gewissen, engagiert er sich seit Monaten als ehrenamtlicher Helfer des THW und Führer beim örtlichen Tourismusverband.

Der Rentner
männlich, 69 Jahre alt, alleinstehend, keine Kinder
erhielt vor kurzem eine ärztliche Diagnose ohne Heilungschancen, Lebenserwartung unter zwei Jahren Für seine Erkrankung macht Wilhelm seinen ehemaligen Arbeitgeber verantwortlich, der ihn jahrelang unwissentlich krebserregenden Giftstoffen ausgesetzt hat. Aus Verzweiflung und Wut hat er seinen ehemaligen Chef Kurt D. entführt und hält in seit 45 Stunden in einem still gelegten Industriegelände nahe seines Wohnortes ohne Wasser oder Nahrung fest.
Er hat nicht vor, den Mann zu töten, will ihn aber die Verzweiflung spüren lassen, die ihn selbst quält.
Außer dem Rentner kennt jedoch niemand das Versteck, in dem sich der bereits stark geschwächte Kurt D., Vater von vier Kindern im Alter zwischen und 12 Jahren, befindet.

Der Wissenschaftler
52 Jahre alt, Witwer, Wissenschaftler, einen Sohn (20 Jahre alt)
Beschäftigt sich seit Jahren mit der Entwicklung eines Heilmittels gegen Rheuma und MS
Vor kurzem gelang ihm der entscheidende Durchbruch: die Entwicklung eines Trägerstoffes, der den entzündlichen Befall von Nervenzellen durch körpereigene Abwehrstoffe unterdrückt.
Er hat seine Forschungsergebnisse bisher nicht dokumentiert. Einige Notizen liegen in unleserlicher Schrift in seinem Labor in Heidelberg herum, den Großteil seiner bahnbrechenden Erkenntnisse hat er im Kopf.
Die finanziellen Mittel für seine Forschung decken schon seit Jahren nicht mehr den nötigen wissenschaftlichen Aufwand. Um die Forschung mit zusätzlichen finanziellen Mitteln voranzutreiben, hat er sich in die Organmafia verstrickt. Junge Asylanten werden
mit Jobangeboten geködert. Er prüft Ihren Gesundheitszustand und liefert sie dann gegen Bezahlung aus. Was im Anschluss geschieht, weiß er nicht. Viele der jungen Leute
verschwinden spurlos.

Der Stromberg
57 Jahre alt, geschieden, keine Kinder
Er ist Leiter einer PR-Abteilung in einem mittelständischen Unternehmen. Man sagt ihm nach, seine Mannschaft von 35 Mitarbeitern in festem Griff zu haben. Nach seinem Abitur hat er sich 12 Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet. Als Ausbilder bei den Gebirgsjägern galt er als unberechenbar und rücksichtslos.
Zum Ende seiner Dienstzeit kam es bei einer Übung im offenen Gelände zu einem Zwischenfall, bei dem ein Soldat tödlich verletzt wurde. In anschließenden Untersuchungen konnte ihm nichts nachgewiesen werden.
Vor drei Jahren fischte er einen Siebenjährigen beim Spazierengehen aus der Isar und rettete dem Kind durch Wiederbelebung das Leben.
Seiner Rolle als Stromberg ist er treu geblieben. Schikane und Mobbing gegenüber Angestellten, die er persönlich nicht leiden kann, stehen an der Tagesordnung.

Die Engagierte
34 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder
engagiert sich in vielen sozialen Projekten, u.a. gründete sie einen Förderverein für Kinder einkommensschwacher Familien und eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit tiefgreifenden Traumata
Vor zehn Jahren hat Katja Schlüff in volltrunkenem Zustand einen jungen Mopedfahrer auf einer Landstraße überfahren und Fahrerflucht begangen.
Der junge Mann hat schwer verletzt überlebt und ein Bein verloren.
Noch heute leidet er unter dieser traumatischen Erfahrung. Er hat sich aus dem gesellschaftlichen Leben völlig zurückgezogen.
Dennoch geht er einmal in der Woche in eine von Katja Schlüff ins Leben gerufene Selbsthilfegruppe, ohne die er wohl nicht mehr leben würde.
Beide wissen nichts voneinander.

Der Moslem
männlich, 29 Jahre alt, verheiratet
seit einem Jahr in Deutschland lebend, Frau und Kinder leben in Somalia und erhalten durch Ahmet finanzielle Unterstützung von Deutschland aus. Ahmet bereitet zurzeit als Führer einer Gruppe von Islamisten im Kreis Groß-Gerau einen Terroranschlag auf den Frankfurter Flughafen vor.
In polizeilichen Ermittlungskreisen hat man hiervon keine Kenntnis und es ist unwahrscheinlich, dass dieses geplante Attentat vereitelt werden kann.
Ahmet verfügt als Einziger der Terrorgruppe über den für das Attentat notwendigen Zugang zum Sicherheitsbereich des Flughafens.

In welcher Reihenfolge sollen die Menschen gerettet werden?
Bitte erst nachdenken und dann die einfache Lösung ansehen.

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